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farbe im alltagsleben

henry ford, der amerikanische automobilhersteller

der amerikanische automobilhersteller henry ford war ein großer freund von rationalisierungsmaßnahmen, auch in bezug auf autolacke.

seinen kunden bot er an: «sie können jede gewünschte farbe haben, nur muß sie schwarz sein.» diese anekdote zeigt recht deutlich, wie wenig man sich früher in der industrieproduktion um ästhetische fragen gekümmert hat. viel wichtiger waren der finanzielle gewinn und die arbeitseffizienz, während farben und design als nebensächlich betrachtet wurden. stumpfsinnige monotonie war das ergebnis. ein häßliches einheitsgrau wirkt auf die menschliche seele jedoch nicht nur deprimierend, sondern es birgt auch ein erhöhtes unfallrisiko.

farben in der natur

in der natur sind farben ein lebenswichtiges kommunikationsmittel. fehlen dem menschlichen auge farbige anhaltspunkte, wird es verwirrt und orientierungslos. heute versucht man dieses problem durch signalfarben und auffällig gestaltete hinweisschilder zu lösen. wir leben deshalb mittlerweile in einem wahren dschungel von schreienden ausrufezeichen. es wird also immer wichtiger, unterscheiden zu können, und die richtigen signale zu erkennen. signalfarben in unserer hochtechnisierten gesellschaft stellen farben auf vielfältige art wichtige informationen zur verfügung.

die beispiele sind zahlreich: verkehrsampeln, briefkästen, kabelumhüllungen, warntafeln, verbotsschilder, uniformen, maschinenanstriche usw. in der industrie spielen farbmarkierungen im rahmen des arbeitsschutzes und der ergonomischen arbeitsplatzgestaltung eine große rolle.

die farbgebung unterliegt europäischen normen:

  • rot für warntafeln und feuerlöschgeräte,
  • gelb oder gelb mit schwarz für gefahrenzonen,
  • orange für transport,
  • blau für gebotsschilder sowie
  • grün für notausgänge und erste hilfe.

testreihen welche schriften gut/schlecht zu lesen sind

man hatte zuvor die verschiedenen farben auf ihre spezifische signalfunktion getestet. farbpsychologische untersuchungen ergaben, daß bestimmte farbige schriften leichter zu lesen sind als andere.

  • schwarzer text auf gelbem hintergrund ist für kurze mitteilungen am besten geeignet.
  • die zweitdeutlichste kombination ist dunkelgrün auf weißem hintergrund.
  • der straßenverkehr schließlich wird durch drei international fast überall anerkannte farbsignale geregelt: grün, gelb, rot.
  • in lebenswichtigen bereichen benutzt man heute vier oder fünf grundfarben für die schnelle und unmittelbare information. zwar überschneiden sich dabei durchaus die anwendungsbereiche, die spezielle botschaft der farben, der besondere farbcode, bleibt jedoch identisch.
  • die farbe grün, die wir mit natur assoziieren, kommt uns immer im zusammenhang mit etwas positivem, mit bejahung und rettung entgegen.
  • die vorherrschende farbe in operationssälen ist grün. sie hat das klinische weiß abgelöst, das zwar den vertrauenerweckenden eindruck von sauberkeit vermittelt, das jedoch im hellen licht der operationslampen zu starke kontraste bildet. grün hingegen wirkt nicht nur beruhigend auf den patienten, sondern kommt auch den bedürfnissen der chirurgen und operationsschwestern entgegen, die auf das stark reflektierende weiß mit schwindel, kopfschmerzen und augenflimmern reagierten.
  • aus rücksicht auf den patienten gilt noch eine andere regel: es ist absolut zu vermeiden, arzt- und zahnarztpraxen rot einzurichten. die assoziation mit blut und gefahr ist zu offensichtlich und kann einen nervösen patienten zutiefst erschrecken.

die intuitive reaktion auf farben

beeinflussen farben das bewußtsein? in den meisten fällen wird die farbwahl bei firmenschildern, kleidung, einrichtungen oder produkten wohl kaum aufgrund einer intensiven beschäftigung mit den erkenntnissen der farbpsychologie getroffen. es ist eher so, daß wir intuitiv auf farben reagieren, was zum teil genetisch bedingt ist. farben werden mehr oder weniger spontan in symbolisch sinnvoller weise ausgewählt und kombiniert.

man kann es wohl damit vergleichen, daß die menschen seit jahrtausenden wohlschmeckende und nahrhafte mahlzeiten zuzubereiten wußten, ohne viel von ernährungsphysiologie zu verstehen.

die farbmagie ist in unserem unterbewußtsein programmiert. gerade im kommerziellen oder medizinischen bereich reicht es jedoch nicht aus, sich nur auf seine instinkte zu verlassen. in diesen fällen hat man die psychologische wirkung von farbe experimentell untersucht und ihre anwendungsmöglichkeiten wissenschaftlich analysiert.

  • blau ist zum beispiel in all seinen schattierungen die farbe des bankwesens und der großkonzerne, denn es wirkt nüchtern, konservativ und diskret. auch die meisten der dort beschäftigten angestellten bevorzugen dunkelblaue oder graue kleidung und verstärken damit den eindruck des traditionellen und seriösen.
  • ähnlich denken designer: exklusive produkte werden in nüchternen oder gedämpften farben präsentiert, zum beispiel teuere stereoanlagen oder elegante möbel.
  • umgekehrt verbinden wir heute bunte waren und farbenfreudige kleidung schnell mit billigprodukten made in hongkong, obwohl dies eigentlich im widerspruch zu unseren genetisch verankerten informationen steht.
  • in den alten kulturen wie auch in der natur wurden und werden macht, gesundheit und reichtum immer mit kräftigen farben ausgedrückt.

die französiche revolution

erst die französische revolution von 1789 brachte eine zäsur bei der bewertung des symbolgehalts von farben, indem sie die macht des buntschillernden, in samt und seide gekleideten adels untergehen ließ und farbige kleidung verpönte.

farben in der werbung

auch die werbung verwandelt mit erfolg schwarz zu weiß und suggeriert uns, daß die traditionellen trauer- und tarnfarben nun reichtum, kraft und fruchtbarkeit versprechen. allerdings lassen sich die natur und damit auch der mensch auf dauer nicht irreführen.

seit den 80er jahren wieder korrekter umgang mit farben

seit den achtziger jahren beobachtet man eine erneute hinwendung zum biologisch korrekten umgang mit farben. dies betrifft vor allem die sport- und freizeitmode.

im sport geht es um optimale körperliche leistung, und sportmedizinische forschungen haben ergeben, daß zum beispiel läufer schneller sind, wenn sie bunte kleidung tragen. leuchtende und lebhafte farben stimulieren körper und seele. sie aktivieren die leistungskraft. boxerhandschuhe sind fast immer rot!

blicken wir zurück in der geschichte: bei den mittelalterlichen kampfspielen trug man kräftige, ja wilde farben, und die turnierausrüstungen waren in bizarrer weise geschmückt.

dementsprechend wird auch heute im sport- und freizeitbereich kaum noch braun oder beige getragen. das hat auch die übrige mode beeinflußt. es gibt inzwischen sogar spezielle farbberater, die ihren kunden helfen, individuelle farbkombinationen zusammenzustellen.

eine der populärsten methoden geht davon aus, daß jede jahreszeit durch bestimmte farben charakterisiert ist, denen wiederum bestimmte persönlichkeitstypen entsprechen. die ganze branche wird in höchstem grade vom wechsel der modefarben beherrscht, was einen beträchtlichen wirtschaftsfaktor darstellt.

millionen von menschen reagieren auf internationale modetrends und richten ihr kaufverhalten bewußt oder unbewußt danach aus. aus erfahrung weiß man, daß ein modetrend in der regel eine lebensdauer von zehn jahren besitzt. nach dieser zeit werden neue farben und muster aktuell.

dasselbe gilt für die architektur und die industrielle formgebung. farbe ist also ein äußerst einflußreiches medium, was man auch in der werbung, graphik und im dekorationsgewerbe weiß.

besonders im marketing und in der verpackungsindustrie hat man feststellen können, daß konsumenten sehr sensibel auf ihre lieblingsfarben reagieren. schon eine minimal abweichende farbnuance kann dazu führen, daß der kunde das interesse verliert.

lebensmittel müssen die richtige farbe haben die meisten von uns haben beim einkauf von lebensmitteln bestimmte farbvorstellungen. über millionen von jahren sind wir genetisch geprägt worden, den unterschied zwischen eßbarem und giftigem zu erkennen. so lernte der urmensch, daß fast alles in der natur,

  1. was gut schmeckt, einen gelben, roten oder braunen farbton zeigt: geräucherter fisch, reife bananen, saftige fleischstücke oder mais, aprikosen und kirschen.
  2. einiges konnte auch eine grüne farbe besitzen: gemüse, salate oder äpfel.
  3. nie kamen jedoch unsere vorväter auf die idee, blau-weiße dinge zu verzehren.
  4. betrachten wir vor diesem hintergrund das eigentlich recht mäßige angebot der fast-food-ketten, die oft mit einem gelb-roten firmenzeichen werben. vermutlich ist dieses farbsignal teil ihres enormen erfolgs. das bedeutet aber auch, daß die lebensmittelbranche sehr stark von der richtigen verpackung und präsentation ihrer produkte abhängig ist. gesund aussehende lebensmittel ziehen uns an und sind direkt mit unserem überlebensinstinkt verknüpft. etwas abzulehnen, was sonderbar aussieht, ist das ergebnis eines uralten und sehr weise angelegten unterscheidungsvermögens. man hat auf diesem gebiet interessante experimente durchgeführt. gut zubereitete, wohlschmeckende gerichte wurden zum beispiel mit völlig verrückten lebensmittelfarben behandelt und zusätzlich mit farbigen lichtspots beleuchtet. den testpersonen wurde schon allein vom anblick der mahlzeiten übel, und sie mußten sich übergeben, wenn sie überhaupt etwas essen konnten. die lebensmittelhersteller berücksichtigen diese und ähnliche testergebnisse, wenn sie ihren produkten farbstoffe zusetzen, um ihnen ein verlockendes aussehen zu verleihen. das verfahren wird als lebensmittelkosmetik bezeichnet. problematisch ist jedoch, daß viele der künstlichen farbstoffe einen beigeschmack besitzen oder sogar giftig sind. die konsumenten haben deshalb begonnen, sich dagegen zur wehr zu setzen, und in vielen ländern wurden diese lebensmittelfarbstoffe schon verboten. generell wird nirgendwo so viel farbstoff verwendet wie bei süßigkeiten, säften und limonaden - produkte, die oft blaß aussehen und deshalb durch einen reichlichen zuschuß von farbe «aufgewertet» werden. wir können die liste jedoch noch verlängern: konserven, marmeladen, liköre, margarine und manchmal auch butter enthalten meist irgendeinen verdächtigen farbstoff zigarettentabak und walnüsse werden oft chemisch gebleicht, weil sich hier bessere qualität durch blasse farben auszeichnet. in hühnerfarmen und bei der fischzucht bekommen hingegen die tiere pigmentreiches futter, damit das eigelb dunkler beziehungsweise das fischfilet rosafarbener wird. in der regel können lebensmittel nicht in eine beliebige farbe verpackt werden. das papier für butterstücke wird meist gelb oder weiß sein. süßigkeiten werden vorzugsweise in sogenannten bonbonfarben oder pastellfarben angeboten, und man wird kaum jemals grasgrüne zigarettenpäckchen oder dunkelbraune waschmittelkartons sehen.
  5. blau ist vorwiegend die farbe der hygieneprodukte, doch sollte der farbton nicht zu dunkel sein.
  6. möchte man einen frischen eindruck von gesundheit und kühle vermitteln, so ist ein helles türkis die beste farbe. man kann mit
  7. sand- und terrakottafarben jedoch auch hitze und dürre simulieren.
  8. einrichtungsfarben sollen funktionell sein

farben erzeugen eine bestimmte atmosphäre und sprechen unsere gefühle an. in öffentlichen gebäuden und im berufsleben wird diese wirkung der farben kontrolliert eingesetzt; farben können sogar gesetzlich vorgeschrieben sein, um menschen zu schützen oder optimal zu informieren. aber auch beim einrichten der eigenen wohnung sollten wir den einfluß der farben auf körper und psyche berücksichtigen.

langfristig können bestimmte farbtöne das seelische wohlbefinden beeinträchtigen und bei empfindlichen menschen körperliche beschwerden verursachen. nervosität, erschöpfung, augenbrennen oder kopfschmerzen sind beispiele für symptome, die von falsch eingesetzten farben hervorgerufen werden.

wohnungen sind heute nach funktionen aufgeteilt. jedes zimmer dient einem bestimmten zweck.

  • es gibt wohn- und schlafzimmer,
  • arbeits- und eßzimmer oder
  • kinder- und gästezimmer,
  • küche und bad.

mit jedem dieser bereiche verbinden wir bestimmte erwartungen und bedürfnisse. wichtig ist nun, daß wir jedes zimmer so gestalten, daß seine farben der jeweiligen bestimmung entsprechen. das heißt, wir sollten die

  • küche mit farben, die wir mit nahrung und wohlgeschmack in verbindung bringen, ausstatten und
  • das schlafzimmer mit farben, die entspannend wirken.
  • im arbeitszimmer brauchen wir farben, die die konzentration fördern, und
  • in einem fitnessraum solche, die die muskeln anregen.

praktische ratschläge dazu finden sie in dem kapitel «farbpsychologie im alltagsleben».

dieselben prinzipien gelten selbstverständlich auch für die farbliche gestaltung von büros und fabriken, schulen und krankenhäusern, geschäften, kinos und restaurants.

negative farben in bestimmten räumen:

- man wird kaum knallrote lesesäle in wissenschaftlichen bibliotheken finden oder ein eisblau gestrichenes separee in einem gemütlichen traditionslokal,

positive farben in bestimmten räumen:

+ jedoch ein in dunkelrot gehaltenes theaterfoyer oder eine türkis gestrichene badehalle.

welche farbe passt zu welchem raum?

räume ohne sonnenlicht können meist einen gelblichen farbton gut vertragen.

in labors, wo es auf präzision ankommt und man deshalb ablenkungen ausschließen sollte, wird man eher einen grauweißen farbton bei der einrichtung wählen.

praktische erfahrungen mit farben

viele dieser regeln entspringen der praktischen erfahrung und kulturellen gewohnheiten.

das beispiel theater

besonders in der welt des theaters ist man sich seit langem der großen wirkung der farben auf das gefühl bewußt, denn man will die zuschauer mit allen mitteln faszinieren und ihre aufmerksamkeit fesseln. dazu dienen - neben der schauspielkunst - farbige bühnenbilder, requisiten und kostüme. die schauspieler werden zudem wirkungsvoll geschminkt. ein geschickter maskenbildner kann ein gesicht mit ein paar schminkfarben vollkommen verändern. um die gewünschten illusionen hervorzuzaubern, braucht man auch die richtige beleuchtung. sie ist ein wichtiger teil der bühnenkunst. ein beleuchter modelliert zusätzlich das bühnenbild und kann allein durch das ein- und ausschalten verschiedener scheinwerfer die unterschiedlichsten stimmungen erzeugen.

auch hier gelten einige grundregeln der farbpsychologie.

  • warme und helle farbtöne werden gewählt, um einer komödie den heiteren schwung zu geben;
  • bei einer tragödie oder einem drama betonen kalte oder dunkle farben den ernst des stückes.

wie wirken grün und orange auf dem gesicht?

aber probieren sie selbst:

ein warmes orange läßt ihr gesicht im vorteilhaftesten licht erstrahlen. nichts sieht dagegen so abstoßend und kränklich aus wie in giftgrünes licht getauchte gesichtszüge.

farben bei film und fernsehen :

all dies gilt natürlich auch für film und fernsehen, wo ebenfalls mit farben stimmungsvolle effekte erzeugt werden. keinem wird wohl entgangen sein, daß farbfilme viel spannender sind als schwarzweißstreifen. bewegliche lichtbilder sind teil unseres alltagslebens geworden. wir sind von einer flut von stimulierenden eindrücken umgeben, deren tieferen effekt wir nicht immer klar wahrnehmen.

die moderne forschung hat jedoch bewiesen, wie stark menschen auf die verschiedenen farblichen umgebungen reagieren und in ihrem wohlbefinden beeinflußt werden.

farbtherapie von karl ryberg mosaik verlag 1992 seite 37-46