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wirkung auf die psyche

körper und seele sind eng mitinander verknüpft

aufgrund der neueren forschungen zu psychosomatischen krankheiten ist man mehr und mehr zu der einsicht gelangt, daß alle körperlichen zustände mit dem seelenleben verknüpft sind. man kann folglich davon ausgehen, daß farben nicht nur körperliche reaktionen hervorrufen, sondern darüber hinaus auch auf die psyche wirken. die beweglichere psyche ist sogar noch leichter zu beeinflussen als der körper; sie antwortet deshalb schneller auf die optischen impulse und schwingungen der farben.

maler, psychologen und kinderpädagogen fanden heraus :

farben entsprechen dem temperament. viele maler, psychologen und kinderpädagogen haben den zusammenhang von psyche und farbe untersucht, um sich klarheit über die wechselwirkung zwischen gefühlen, stimmungen und farben zu verschaffen.

  1. die einfache lichteinstrahlung ist die ursprünglichste form dieses zusammenspiels.
  2. danach folgt das farbensehen,
  3. aber schneller, wenn auch primitiver, wirken die wahrnehmung und das erleben von formen.

für welchen typ mensch steht welche farbe?

in der regel sind farben ausdruck von lebendigkeit, gefühlsintensität und temperament.

  • extrovertierte menschen reagieren generell viel stärker auf farben,
  • während passive und depressive personen an ihnen weniger interesse zeigen und sich zu grau- und weißtönen hingezogen fühlen.

schwarz, weiß und der rorschachtest

schwarz und weiß sind jedoch strenggenommen keine farben und besitzen deshalb auch keinen stimulanzwert. im rahmen des schon erwähnten rorschachtests wird beispielsweise mangelnde farbigkeit als zeichen von pedanterie, blockierung oder schizophrenie gewertet.

mit hilfe von experimenten, bei denen patienten ihre gefühle mit farben frei ausdrücken konnten, hat man einige grundtendenzen herausgearbeitet.

verschiedene menschen, verschiedene farbvorlieben :

zum beispiel

  1. verwendeten hysteriker sowohl beim gestalten von mosaiken als auch beim malen die ihnen zur verfügung stehenden farben völlig unstrukturiert und planlos.
  2. schizophrene patientenignorierten farben; sie benahmen sich oft wie völlig farbblinde.
  3. aggressive oder manische patienten benutzten nur wenige farben und bevorzugten dann rot oder orange.
  4. menschen, die an der alzheimer-krankheit litten, wählten hingegen vorwiegend grüne farbtöne.
  5. aber auch vollkommen gesunde können eine neigung zu markanten farbkompositionen zeigen. die wahl extremer farben ist nicht von vornherein ein indiz für eine seelische oder körperliche störung.
  6. ein extrovertierter mensch bevorzugt im allgemeinen klare und leuchtende farben, während
  7. ein schüchterner oder introvertierter mensch zu zarten pastellfarben und diskreten grautönen neigt.

wovon geht die farbpsychologie aus?

die farbpsychologie geht davon aus, daß die

  • bevorzugung von gedämpften farben auf einen mehr femininen charakter hinweist, während
  • klare, kräftige farben auf einen mehr maskulinen charakter hindeuten.

farben und kinder :

kinder lieben klare farben farbpsychologen haben festgestellt, daß ein übermaß an satten, leuchtenden farben, zum beispiel in einem arbeitszimmer oder büro, bei erwachsenen konzentrationsstörungen verursachen kann. bei kindern und jugendlichen trifft eher das gegenteil zu; ihr bedürfnis nach kräftigen farben ist sehr groß. nicht umsonst ist kinderspielzeug so farbenfroh. kinder im alter von vier bis sieben jahren ziehen ausnahmslos auffällige töne den matten pastellfarben oder neutralen grauschattierungen vor.

bei einem der klassischen psychologischen tests konfrontiert man kinder mit verschiedenfarbigen geometrischen puzzlesteinen und bittet sie, diese zu sortieren.

  • normale kinder legen die stücke nach farben zusammen, was auf eine emotionale und spontane persönlichkeit hinweist.
  • wenn erwachsene diesen test durchführen, konzentrieren sie sich meist auf die form der puzzlesteine und verraten dadurch einen mehr intellektuellen und beherrschten charakterzug.

erst mit zunehmendem alter entwickelt sich das interesse am räumlichen denken und an gestaltaspekten, wobei die intellektuelle leistung die impulsivität ersetzt. ein exaktes und nuanciertes farbensehen sowie das dazugehörige hohe unterscheidungsvermögen scheinen jedoch auf keinen fall vor dem fünfzehnten lebensjahr vollständig entfaltet zu sein.

die wirkung spezifischer farben:

die beeinflussung der psyche durch farben neben diesen recht allgemeinen betrachtungen zur farbpsychologie wollen wir im folgenden auch auf die wirkung spezifischer farben eingehen.

die farbe rot :

  1. rot begeistert und aktiviert uns, es kann uns aber auch aufregen und unruhe verursachen. bei versuchen mit kindern hat sich gezeigt, daß kinder, die mit roten bauklötzen spielten, zu nervosität und aggressivität tendierten. bei erwachsenen hat man festgestellt, daß diejenigen, die rot vorziehen, eher geneigt sind, risiken einzugehen, und deshalb den reiz des unvorhersehbaren, vielleicht in form von glücksspielen, lieben. infolgedessen sind spielhallen und spielkasinos oft mit einer guten portion rot ausgestattet. rot verstärkt eine luxuriöse und großzügige atmosphäre und stimmung - da ist man nicht kleinlich und dreht nicht jeden pfennig um.

wo immer wir auch von farben umgeben sind, stets steuern sie unsere affekte und beeinflussen unsere empfindungen von zeit und raum.

farben beeinflussen gegenstände und deren form, größe :

rote gegenstände erscheinen uns groß und schwer, und gleichzeitig läuft uns die subjektiv erlebte zeit schneller davon. rotbemalte flächen scheinen sich auf den betrachter zuzubewegen, und dadurch wirken sie uns viel näher gelegen. diese phänomene stimmen mit den farbmedizinischen forschungsergebnissen überein, von denen wir schon berichtet haben: rot erhöht die muskelspannung und den pulsschlag. denkt man darüber nach, wie schwer wohl ein gegenstand in der hand liegen würde, ist es eigentlich die muskelspannung im arm, die automatisch zu rate gezogen wird. steigt der muskeltonus, meinen wir, der fragliche gegenstand sei schwerer. bei der subjektiven zeitbestimmung wird das herz als innere uhr benutzt. und wenn der puls schneller schlägt, scheint auch die zeit davonzujagen. rotes licht wird im übrigen hinter der netzhaut fokussiert, und um dies zu kompensieren, will das auge das innere bild «nach vorne» holen. das ergebnis ist, daß rote bilder uns scheinbar räumlich etwas näher rücken. offensichtlich ist unsere normale wahrnehmung der realität nicht so objektiv, wie wir allgemein denken. unsere körperlichen und seelischen empfindungen sind die subjektiven meßinstrunrente, mit denen wir unsere umwelt erforschen, und deutlich ist, daß sie vor allem durch farben beeinflußt werden. möchte man möglichst genau und neutral beobachten können, ist es nicht ratsam, sich mit zuviel rot zu umgeben.

die farbe grün :

grüne farbtöne scheinen am besten geeignet zu sein, präzises und zielbewußtes arbeiten zu unterstützen. sie schaffen eine atmosphäre der emotionalen ausgeglichenheit. grün entspannt die augen. in allen bereichen, wo menschen konzentriert tätig sein müssen, sind dunkelgrüne töne vorherrschend. das beispiel der operationssäle haben wir bereits erwähnt. weitere anwendungsmöglichkeiten sind speziell getönte scheiben und sonnenbrillen, aber auch tischtennis-, billard und pokertische gehören dazu. gegenüber dem korrekten grün ist

die farbe blau :

blau eine farbe, die wie das rot unsere sinne systematisch zu täuschen vermag. maße und gewichte werden unter dem eindruck von blau stets unterschätzt. in blaues licht getaucht wirken gegenstände kleiner und leichter. das geschehen läuft scheinbar verlangsamt in einer ganz anderen, wesentlich geruhsameren sphäre ab. wir erinnern uns, daß blau auf die muskulatur und das herz entspannend wirkt, somit sind die beschriebenen phänomene kaum überraschend. medizinische wie psychologische experimente belegten, daß die wirkungen von blau genau denen des rot entgegengesetzt sind. blau gestrichene flächen erzeugen die illusion von weite und entfernung. blaue räume wirken deshalb auch größer, was von malern bei perspektivischen kompositionen ausgenutzt wird. ein blauer gemäldehintergrund scheint für unsere sinne ästhetisch in der ferne zu schweben.

die meinung des psychologen wilhelm wundt zu blau :

der psychologe wilhelm wundt erwähnte schon vor hundert jahren, daß blau zu zurückhaltung und »hemmung« veranlasse, während gelb anregung oder »erregung« hervorrufe.

die meinung des russichen malers wassily kandinsky zu blau :

der russische maler wassily kandinsky wählte wiederum andere worte, um die dynamik beider farben zu charakterisieren, indem er blau als konzentrisch und gelb als exzentrisch beschrieb. seiner meinung nach besitzen menschen, die sich von bestimmten farben angezogen fühlen, deren eigenschaften. laut kandinsky sollte ein vorsichtiger mensch grün oder grau vorziehen, farben, er als passiv und bürgerlich einstufte.

goethes meinung zu farben :

goethe beschrieb die seelischen dimensionen der farben poetischer: gelb stimuliere eine rasche auffassungsgabe, während orange lebhafte gefühle hervorrufe. rot aktiviert nach seiner theorie ein aufgeregtes handeln, und grün ruft sentimentale träume hervor. blau lädt zum ernsthaften nachdenken ein, und violett ist die farbe des sehnsüchtigen betrachtens.

das experiment wie farben die temperaturempfindlichkeit steuern :

warme und kalte farben farben steuern auch die temperaturempfindlichkeit beim menschen. für ein experiment wurden identische büroräume in blau-grün beziehungssweise in orangerot gestrichen. in jeden raum setzte man eine testperson, die büroarbeiten zu erledigen hatte. dann wurde ohne ankündigung von den versuchsleitern nach und nach in beiden zimmern die temperatur gesenkt, um etwas über den zusammenhang zwischen wärmeempfinden und farbe zu erfahren.

bei fünfzehn grad raumtemperatur klagte die versuchsperson in dem blaugrünen zimmer über kälte, während die temperatur im orangeroten büro auf elf grad sinken konnte, bevor die versuchsperson es als kalt empfand.

was farbtests aussagen :

sehr umfassende studien haben ergeben, daß blau weltweit - unabhängig von rasse, alter, geschlecht oder beruf - die beliebteste farbe ist. danach folgen rot, grün, violett, orange und schließlich gelb an letzter stelle. es handelt sich hierbei allerdings nur um statistische werte. es gibt jedoch zahlreiche individuelle farbtests, um spezifische persönlichkeitsmerkmale zu erforschen, denn nur die farben, von denen sich eine person wirklich angezogen fühlt, haben auch eine bedeutung.

läßt man beispielsweise eine person aus einer hülle von farbproben ihre lieblingsfarben ziehen, können drei typische reaktionsmuster auftreten:

1. die versuchsperson zögert, und ihr gefallen nur ein oder zwei oder überhaupt keine farbproben. dies wird als ein zeichen emotionaler erstarrung gewertet. in der sprache freuds handelt es sich dabei um ein überentwickeltes oder tyrannisches über-ich.

2. bei dem test wird eine handvoll von lieblingsfarben herausgesucht, was im allgemeinen einen harmonischen charakter kennzeichnet. bei der testperson sind das ich und die triebkräfte des es im gleichgewicht.

3. die versuchsperson trifft rasch ihre wahl und mag alle vorhandenen farben - meist ein hinweis auf ein ungezügeltes oder infantiles gefühlsleben, bei dem das es dominiert.

der test des schweizer psychologen max lüscher :

der schweizer psychologe max lüscher hat aufgrund farbpsychologischer forschungen einen sehr bekannten test erarbeitet, der in vereinfachter form im medizinischen bereich, im personalwesen und in der pädagogik benutzt wird. die versuchsperson hat dabei zweimal eine serie von acht farbkarten nach der persönlichen beliebtheitsskala anzuordnen. verwendet werden die farben rot, gelb, grün, blau, violett, braun, grau und schwarz. aufgrund der symbolbedeutung der verschiedenen farben erhält man mit der individuellen rangfolge der acht farbkarten ein aussagekräftiges persönlichkeitsprofil. gedeutet werden die ersten beiden farbkarten als aussage über die positive identifikation und die beiden letzten schließlich als das, was der betreffende ablehnt oder bestreitet. handelt es sich bei den beiden ersten farben um gelb und rot, ist dies beispielsweise ein zeichen für neugierde und willensstärke. eine serie, die hingegen mit braun und schwarz beginnt, weist auf eine geizige person mit depressiven neigungen hin. der test wird dann wiederholt, und interessant ist, daß die zweite auswahl die zuverlässigeren auskünfte gibt.

max pfisters farbpyramidentest :

max pfister, ein anderer schweizer psychologe, hat einen farbpyramidentest entwickelt, der hauptsächlich dem zweck dient, mentale störungen zu diagnostizieren. die pyramide besteht aus fünfzehn quadraten, wobei die basis aus fünf quadraten besteht und ein quadrat die spitze bildet. diese pyramide soll von der testperson dreimal mit vierundzwanzig bunten kärtchen verschieden gefärbt werden. die farbgestaltung wird in ihrer gesamtheit gedeutet, wobei allerdings dem obersten quadrat größte aufmerksamkeit geschenkt wird. dieses quadrat bildet ja den hauptklang, der den rest der komposition dominiert.

  • findet man ganz oben ein rotes quadrat, bedeutet dies impulsivität.
  • ein oranges quadrat an dieser stelle spiegelt umgänglichkeit,
  • gelb kontaktfreudigkeit,
  • schwarz depression oder aggression.
  • violett als oberstes quadrat weist auf ängste hin.
  • braun verrät unzufriedenheit.
  • blau steht für selbstbeobachtung und logik,
  • während grün empfindsamkeit symbolisiert.

der pyramidentest ist recht interessant aufgebaut, durch seine umständlichkeit hat er sich jedoch nicht weit verbreiten können.

der farbtest des deutschen psychologen frieling:

das ist auch der fall bei dem komplizierten farbtest des deutschen psychologen frieling. die testperson soll hier aus kleinen bunten papierstücken ein harmonisches farbmosaik zusammenstellen und zwar einmal auf einem schwarzen, dann auf einem weißen quadrat, denn die farben leuchten je nach untergrund unterschiedlich. es werden jedoch mindestens sechsundzwanzig mosaike für eine einzige beurteilung benötigt, so daß dieser test leider sehr selten benutzt wird.

durch evolutionsbiologische und kulturgeschichtliche einflüsse haben sich farben zu machtvollen symbolen entwickelt. durch die jahrhunderte sind sie zu klaren informationsträgern geworden, und sie haben eine kräftige psychische ladung erhalten. eine farbstimulanz wirkt auf bewußter und unbewußter ebene, nonverbal und interkulturell, und sie spricht intensiv unsere gefühle an. da mit ihrer hilfe grenzen überschritten werden können, sollte man farben in viel größerem umfang als diagnostisches hilfsmittel einsetzen.

farbtherapie von karl ryberg mosaik verlag 1992 seite 59-68