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die alte kunst der farbherstellung

indem der magische aspekt der farben verlorenging, wurden auch die pigmentherstellung, das färben und die malerei nicht mehr als zauberkunst betrachtet, sondern entwickelten sich zu einem soliden handwerk.

während der antike und im mittelalter war das tragen von farben vor allem mit weltlicher macht und status verbunden.

farbige kleidung war sehr teuer :

farbige kleider, gegenstände und gebäude zeugten von reichtum, denn die herstellung reiner farben wie purpur- und cochenillerot, lapislazuli- oder indigoblau, gelb und aus elfenbein gebranntes schwarz, war unglaublich teuer.

arme /reiche menschen :

arme leute mußten sich mit den einfachen matten erdfarben zufriedengeben. dem römischen kaiser war beispielsweise der schmuck einer purpurgefärbten toga vorbehalten, während die konsuln lediglich purpurfarbene borten an ihren mänteln tragen durften.

purpur :

purpur, diese prachtvolle rotviolette farbe, wurde mit der würde und dem rang des gottes jupiter verbunden, und ihre herstellung verursachte enorme kosten. man gewann die farbe aus einer drüse der purpurschnecke, aber jede dieser schnecken produzierte nur wenige milligramm der kostbaren substanz. für ein einziges kleidungsstück benötigte man hunderttausende-von schnecken, die man auch noch eigens importieren mußte. phönizische kaufleute kontrollierten damals den lohnenden purpurhandel. der rohstoff wurde zu einem wichtigen politischen faktor.

lapislazuli :

lapislazuli war ein anderer exklusiver farbstoff der antike. das rohmaterial bestand aus blauen edelsteinen, die pulverisiert wurden, um dann mit öi und firnis vermischt zu werden. das ergebnis war eine blaue paste von äußerster farbreinheit und farbbeständigkeit.

indigo :

von indien kam über die karawanen der seidenstraße ein anderer legendärer blauton in das abendland: das indigo, dunkelblaue farbkristalle mit einer violetten tönung. den rohstoff lieferte hier ein strauch, dessen blätter man mehrfach gären ließ und die dann mit harn gesäuert wurden. nach dem verdunsten der flüssigkeit konnte man schließlich die begehrten mitternachtsblauen farbpartikel gewinnen.

indisches gelb :

das indische gelb war ein hellgelber farbstoff, bekannt für seine leuchtkraft und farbbeständigkeit. wie so oft war die herstellung ein geheimnis, doch nach und nach erfuhr man die recht profane wahrheit: es handelte sich dabei um harnkristalle! dazu mußte man rinder ausschließlich mit mangoblättern und unreifen mangofrüchten füttern und ihnen das trinkwasser vorenthalten. dadurch färbte sich der harn der tiere, die diese prozeduren allerdings kaum überlebten, intensiv gelb.

elfenbeinschwarz :

eine andere luxusfarbe der vergangenheit ist das sogenannte elfenbeinschwarz, eine tiefschwarze farbe, die nie ausbleicht. sie wurde aus elefantenzähnen hergestellt, die langsam, mit einem minimum an luftzufuhr, im feuer verkohlten.

cochenille :

ein ebenso teurer wie beliebter farbstoff war das leuchtende cochenille, das mit dem karminrot verwandt ist. das rote farbpigment war einst hauptbestandteil von lippenstiften. die rezeptur wirkt allerdings ein wenig abstoßend. die intensive rote farbe wurde nämlich aus kleinen, auf kakteen lebenden schildläusen gewonnen. die insekten mußten dafür eingesammelt, getrocknet und gemahlen, aber auch sorgfältig sortiert werden, denn man konnte nur die weiblichen exemplare für die farbherstellung verwenden.

geschichtsbetrachtung der farben :

wenn man die geschichte dieser alten, traditionellen farben betrachtet, fällt auf, daß sie allesamt ungeheuer kostspielig waren. zum teil hergestellt aus elfenbein und edelsteinen, schienen sie wirklich gold wert zu sein. und es bereitete große mühe, die richtige farbnuance zu treffen, das heißt, farben von großer leuchtkraft und beständigkeit zu erzeugen, eben keine düsteren erdfarben oder blassen pastelltöne, die womöglich beim waschen oder in der sonne ausbleichten. für die wenigen farben, die den höchsten ansprüchen genügten, hegte man großes interesse. reine, satte farben waren äußerst begehrt.

farbtherapie von karl ryberg mosaik verlag 1992 seite 24-26