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der symbolgehalt von farben

die menschen waren also zu allen zeiten vernarrt in bunte farben, und bei vielen völkern wurde den farben darüber hinaus eine besondere symbolik zugesprochen. man stellte farben also nicht nur zu reinen dekorationszwecken her. fast alle kulturen entwickelten spezielle regeln und tabus, die vor allem durch bestimmte kleiderordnungen ihren ausdruck fanden und die zum teil bis heute gültig sind. dazu kamen die jeweils geltende mode und der sogenannte «gute geschmack», durch die oft sehr strenge forderungen aufgestellt wurden.

china :

in china sah man beispielsweise in der kaiserlichen familie direkte nachkommen der heiligen sonne. aufgrund dieser abstammung besaß sie das recht, gelb zu tragen. wurden jedoch andere höflinge in gelben gewändern ertappt, mußten sie diesen frevel sofort mit dem leben büßen.

islam :

im islam ist die farbe grün eng mit dem propheten mohammed verbunden. die warme, grasgrüne farbnuance wird sowohl bei den arabern wie bei den israelis als farbe des siegers betrachtet. die fahne saudi-arabiens ist ebenfalls grün, aber kein frommer moslem trägt grüne kleider oder besitzt grüne teppiche.

andere länder, andere sitten:

in china zeigt man seine trauer beispielsweise durch das tragen von weißer kleidung, im westen ist schwarz die farbe des todes, und in mexiko ehrt man die toten mit der farbe gelb. in der jüdischen, kabbalistischen tradition ist der tod mit der farbe blau verbunden. bei hochzeiten trägt im orient die braut oft ein rotes kleid, während sie bei uns traditionell in weiß vor den traualtar tritt.

farben sind oft auch als indikator für das anständige oder verbotene benutzt worden:

das blau, die farbe der jungfrau maria, bezeichnet vor allem in katholischen ländern das reine und keusche.

in england waren die prostituierten einst dazu gezwungen, in der öffentlichkeit rote kleider zu tragen.

rosa wurde in unserem jahrhundert zur farbe der homosexuellen männer, während die lesbischen frauen lila als erkennungsfarbe auserkoren haben.

ein altes europäisches farbtabu verbietet, blau und grün zu kombinieren. diese beiden farben wurden nämlich im mittelalter von gauklern, artisten und narren getragen, die - wie auch schauspieler und komödianten - damals wenig ansehen genossen und fast vogelfrei waren.

der arzt oder medikus war damals ebenfalls von geringem stand. bei der krankenpflege trug man rote kleidung, aber nicht aus dem womöglich praktischen grund, blutflecken zu verbergen. vielmehr wurden krankheiten als böse geister angesehen, die die seele des patienten plagten, und das beste heilmittel war, die dämonen mit hilfe von roter farbe in die flucht zu schlagen.

altes indien :

im alten indien war rot sogar die farbe des grauens. kali, die göttin des todes und der zerstörung, zeigt sich in roter farbe.

naher osten :

im nahen osten wurde hingegen türkis als die geeignete schutzfarbe gegen krankheiten und den bösen blick angesehen.

europa :

in europa war gelb meist die farbe der hinterlist und heimtückischen krankheit. die pestfahne war gelb, und gelb bedeutete immer schlimmes leiden.

ansonsten symbolisierte die schwarze farbe bosheit oder tod. seeräuber segelten zum beispiel unter der gefürchteten schwarzen flagge. auch die karren der henker waren von schwarzer farbe, deshalb verbinden wir schwarz oft mit grausamer strafe.

im kriegerischen und politischen, später auch sportlichen bereich dienten farben immer als erkennungsmerkmal, sei es über die farbe von heeresbannern, flaggen, uniformen und trikots, sei es durch die bezeichnung politischer strömungen und parteien oder um die markierung von rangfolgen in kirche, staat und gesellschaft.

frankreich :

in frankreich entwickelte sich beispielsweise im 12. jahrhundert ein strenges wie kompliziertes heraldisches system für die kriegstruppen. man wollte über die besondere gestaltung und farbgebung der waffen, banner, schilde und rüstungen die verdienste der jeweiligen familien sichtbar machen und sie damit auszeichnen.

sprache der heraldik :

in der sprache der heraldik steht

  • gold oder gelb für ehre,
  • silber oder weiß für treue,
  • rot für mut,
  • blau für frömmigkeit,
  • grün für jugend,
  • purpur für die königliche familie,
  • schwarz für trauer und
  • orange für ausdauer.

diese symbolfarben wurden dann in phantasievollen ornamenten und bildern eingesetzt. die farbenprächtigen mittelalterlichen banner mit ihrem wappenschmuck wurden nach und nach immer mehr stilisiert. aus ihnen entwickelten sich unsere modernen länderflaggen.

ganze nationen identifizieren sich heute mit bestimmten einfachen farbmustern, wobei allerdings die farbsymbolik der mittelalterlichen kriegsbanner ihre gültigkeit verloren hat. allgemein verstanden wird jedoch, daß eine weiße flagge - ein altes zeichen für treue und guten willen - nun kapitulation signalisiert.

nirgendwo waren farben allerdings so eng mit den familientraditionen und bundesgenossen verbunden wie in schottland. jeder clan besaß ein eigenes kiltmuster, das bis ins detail vorgegeben war. es gibt hunderte solcher verschiedener muster, die teil einer besonderen kommunikation durch farbe sind.

volkstrachten :

aber auch die bunten volkstrachten wirken in diesem sinne. die jeweiligen farben und muster haben signalwirkung und verstärken gleichzeitig das zusammengehörigkeitsgefühl.

die kirche :

auch die kirche entwickelte eine eigene farbsymbolik. die ersten christlichen priester trugen sicherlich grüne oder blaue mäntel. der schwarze mantel wurde erst um das jahr 500 eingeführt. damals konnte sich das papsttum stabilisieren, und das christentum begann, sich zu verändern. die ursprünglich rebellische befreiungsreligion wurde allmählich zum machtfaktor zur unterdrückung andersgläubiger. die kardinäle begannen, purpur zu tragen, eine farbe, die früher dem römischen kaiser vorbehalten war. papst pius v. stellte dann im jahr 1570 feste regeln über die verwendung von farben bei sakralen feiern auf in seinem farbkanon wurden fünf liturgische farben empfohlen, und die reformation änderte nichts an dieser festlegung.

  • so bedeutet grün dreifaltigkeit und das sprießende leben.
  • rot steht für den heiligen geist und märtyrertum.
  • violett ist die farbe des fastens und der buße.
  • weiß ehrt die freude und einheit,
  • während schwarz das zeichen für trauer und tod ist

farbtherapie von karl ryberg mosaik verlag 1992 seite 26-30